2018-05-01

Flucht im digitalen Zeitalter

UNHCR

Photo credit: ©UNHCR /Michele Sibiloni

Wenn UNHCR Flüchtlingen in einer Krise hilft, gibt es klare Prioritäten: Schutz vor Zurückweisung, Essen, Wasser, Unterkunft und Registrierung. Wieso Registrierung? Ist das Wichtig? Ist das nicht eine Verschwendung von Ressourcen, etwas Bürokratisches, etwas Nebensächliches?

Das ist eine Sichtweise, die man nur in Industrieländern haben kann. In einer Krisenregion erfüllt die Identifizierung der einzelnen Flüchtlinge gleich doppelt einen extrem wichtigen Job: Zum einen hilft sie uns, zu planen, Bedürfnisse richtig einzuschätzen und dafür zu sorgen, dass das Zelt den Obdachlosen und die Medizin den Kranken erreicht – und nicht umgekehrt.

Aber etwas anderes ist genauso wichtig. Vielleicht noch wichtiger. Jeder Mensch im Westen hat gleich mehrere Möglichkeiten, sich zu identifizieren: Ausweis, Reisepass, Führerschein, Kreditkarten, notfalls der Netflix-Account. Und immer mehr Möglichkeiten per Mobiltelefon. Es ist selbstverständlich.

Und doch ist es ein Luxus. Einen, den eine Milliarde Menschen auf der Erde nicht haben. Eine Milliarde. Wenn Flüchtlinge neu an einem Zufluchtsort ankommen, drängen sie oft darauf, sich registrieren zu lassen. Denn wenn man registriert ist, hat man einen Namen, kann einen Asylantrag stellen, und erhält Hilfe von staatlichen Stellen und Hilfsorganisationen. Dann hat man Anspruch auf einen geregelten Aufenthalt, auf Wasser und Nahrung, auf medizinische Hilfe und vielleicht sogar auf Bildung. Und man hat Anspruch, überhaupt wahrgenommen zu werden, nicht ignoriert, nicht beiseite gewischt zu werden.

Im digitalen Zeitalter funktioniert Identifikation nicht mit Papier. Sie funktioniert einfacher, verlässlicher, internationaler. Und sie funktioniert so, wie es überhaupt machbar ist, wenn wir von Millionen Menschen in weniger entwickelten Regionen dieser Erde sprechen. Menschen, denen schnell geholfen werden muss. Wir wollen auf dieser Konferenz zeigen, wie Flucht im digitalen Zeitalter aussieht. Keinem Flüchtling wird durch diese neuen Technologien die Flucht erspart. Aber Millionen Menschen, und ihren Helfern, wird ihr Los zumindest ein bisschen erleichtert.

Auf der re:publica 18 wird UNHCR gemeinsam mit der UNO-Flüchtlingshilfe und IBM zeigen, wie digitale Lösungen effektiv und verantwortlich in humanitären Situationen eingesetzt werden und lädt mit einem vielseitigem Programm zur Diskussion im UNHCR-Zelt ein.

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag unseres diesjährigen Partners UNO-Flüchtlingshilfe.