Short thesis
Description
Für eine Magazin-Recherche habe ich meine virtuellen und umso realeren Freunde im echten Leben besucht, um dem auf die Spur zu kommen, was soziale VR für uns in Zukunft für eine Rolle spielen könnte: Sana, die strenggläubige muslimische Witwe aus Kuwait, die ohne VR kein Sozialleben hätte. Chris, der Diplomat in Krisengebieten, der sein Familienleben teils in VR verlegt hat, weil er von seinen Liebsten aus Sicherheitsgründen getrennt war. Cattz, der verarmte und schwer herzkranke Computertechniker aus den USA, für den nur das Leben in seinen Avataren noch Leben ist. Und Ben und Shoo, der Amerikaner und die Chinesin, die sich in VR gefunden und verlobt haben. Ich habe mit allen viel Zeit in VR und im echten Leben verbracht. Dabei wurde fühlbar, wie unsinnig die Unterscheidung zwischen virtueller und „echter“ Realität schon jetzt ist. Wie wenig echt das echte Leben, wie real das Virtuelle sein kann. Das haben mir Forscher bestätigt, die ich ebenfalls auf dieser Reise getroffen habe: virtuelle Realität ist keine zweite-Klasse-Realität, wir werden in Zukunft zwischen verschiedenen Realitäten wählen können.
Das heißt nicht, dass wir nicht unterscheiden werden können zwischen diesen und der Welt, in der unser biologischer Körper lebt. Aber auch so kommt VR dem echten Leben erstaunlich nah, was unter anderem daran liegt, dass unser Bewusstsein nicht an den Körper gebunden ist. Der Philosoph Thomas Metzinger hat mir für diese Recherche erklärt, wie er in Experimenten belegen konnte, dass sich der Körper eines Avatars sehr wohl wie der eigene Körper anfühlen kann und was das alles für unser Konzept von Realität bedeutet.
Ich will euch daran teilhaben lassen, wie sich das virtuelle und reale Leben meiner besuchten Freundr und der Kontakt zu ihnen auf den verschiedenen Ebenen anfühlt, was Forscher dazu sagen, was Second-Life-Gründer Philip Rosedale, den ich ebenfalls besucht habe, eigentlich in VR ausheckt und was das alles für uns und unsere virtuelle und ganz reale Zukunft bedeutet.