2018-05-04

'Warum ist ein einzelnes Stück Papier der einzige Beweis?'- Der Traum einer transnationalen Union

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Photo Credit: Melina Jana Harzer

Diana Figueroa für Shifted News

Die Basis für das beginnende Projekt ist einfach, und aus seiner Perspektive einfach, wenn man nur hart genug ausradiert: das Wegradieren der Embleme auf dem eigenen Pass, als ein Mittel zum Schmieden einer globalen Identität. Eine engere Gemeinschaft, und hoffentlich in der Zukunft ein allgemeiner europäischer Pass für jeden, der sich nicht mit dem vorgegeben Papieren identifiziert. “Ich denke, das der Brexit als Anstifter fungierte,” sagt der Künstler und Erzieher David Blackmore über das Referendum und wie es zum Vorboten dieser Website europeanpa55port.com wurde.

Der Workshop, basierend auf seiner Website, wurde nicht nur durch den Brexit, sondern auch durch seine Gefühle gegenüber der doppelten Staatsbürgerschaft beliebter und dringlicher. Blackmores Mutter ist Irin während sein Vater Brite ist.“ Ich habe mein halbes Leben damit verbracht in zwei Ländern zu leben, die sich hassen,” sagt er zu den Workshop-Teilnehmern um ihn rum. Sie sind alle neugierig was sie erwartet, denn sie wurden vorher alle dazu aufgefordert ihre eigenen Pässe mitzubringen, da dies für die Sitzung vom großen Vorteil sein könnte.

"Ich bin Europäer, nicht Ire oder Brite. Und daher habe ich der EU-Kommission geschrieben mit der Bitte mir einen europäischen Pass zu geben", sagt Blackmore und zeigt dann den Antwort-Brief der Kommission, die sein Anliegen ablehnt. Natürlich weiß Blackmore, dass es keinen europäischen Pass gibt, es ging vor allem darum, dass die Kommission sich dazu konkret äußert. Seine Verärgerung ist indes kaum weniger geworden. Bereits früh politisch interessiert, beschäftigt sich Blackmore schon lange mit der Bedeutung von Identität und Nationalität: Was macht Identität aus? Wie bringt man Leute dazu, sich kritisch mit einem Stück Papier auseinander zu setzen und dass ein Pass nicht das einzige Kriterium ist, dass die eigene Identität definiert? "Das Konzept des Passes ist keine 100 Jahre alt. Und eigentlich sind wir auch darüber hinweg. Vielmehr müssen wir uns jetzt unterhalten über das Verhältnis zwischen nationaler und transnationaler Identität," sagt er.

Die diesjährigen KursteilnehmerInnen auf der re:publica stimmen ihm zu. In diesem Fall Neda Laura, eine gebürtige Deutsche, die gerade in dem Vereinigten Königreich lebt und studiert, führt die Schwierigkeiten an, mehr als nur eine Identität zu haben. “Es ist super wichtig mit einer Arbeit wie dieser das nationale Denken zu hinterfragen und über Alternativen zu sprechen. Warum ist ein einzelnes Stück Papier der einzige Beweis? Diese Frage zu stellen ist wichtig, um die Annahme, dass ein Pass die einzig erforderliche Identifizierung ist, herauszufordern,” sagt sie. Neda Laura hat zwei Pässe - den deutschen und den iranischen - sie identifiziert sich mit beiden.

Der Hauptgedanke mit dem die KursteilnehmerInnen seinen Kurs verlassen sollen, ist die geistige Diskussion, wie die Gemeinschaft sich neu definieren sollte. “Ich möchte, dass die Leute ihr Verständnis und ihre Zugehörigkeit für eine Nation erforschen und was es ihnen bietet. Es lohnt sich zu sehen, ob eine transnationale Union der Nationen friedlicher wäre und, ob es und seine Bürger funktionieren könnte.”