2018-05-03

Schämt Euch nicht für eure Sexualität!

Belin Delannoy für Shifted News

Sophia Hoffmann hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und als vegane Köchin, Autorin und Beraterin im gastronomischen Bereich gearbeitet. Sie betreibt einen erfolgreichen Youtube-Kanal und ihre Bücher sind nicht bloß Kochbücher, sondern erzählen auch Geschichten von Frauen, die in der kulinarischen Welt erfolgreich sind. Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit sind ihr ein wichtiges Anliegen, ebenso wie Nachhaltigkeit und bewusster Konsum. Sie ist außerdem Journalistin und Vortragsrednerin und nutzt das Potenzial ihres großen weiblichen Publikums, um die Wichtigkeit von Gleichberechtigung und Selbstermächtigung von Frauen in den Vordergrund zu stellen, - wie beispielsweise in ihrem Talk 'Us, too' auf der re:publica, wo sie gemeinsam mit ihrer Freundin Theresa Lachner spricht. Lachner betreibt einen der wichtigsten deutschsprachigen Sexblogs "Lvstprinzip". Sie spricht viel darüber, selbstsicher zu sein und sich mit der eigenen Sexualität wohlzufühlen. Das Internet ist für beide Frauen das entscheidende Medium geworden, dass es ihnen ermöglicht, die Selbstermächtigung von Frauen weiter voranzubringen.

Ist das Internet eine positive Sache für Frauen oder nicht?

Sophia: Ich denke, das hat zwei Seiten. Im Allgemeinen kann das Internet eine Plattform sein, um Informationen zu teilen und um Dinge zu verändern. Ein Beispiel ist die sensationelle Resonanz auf den Hashtag #metoo; aber natürlich kann es auch schlecht sein, wegen der Trolle im Internet. Daher würde ich sagen, es ist 50:50.

Theresa: Persönlich tendiere ich eher zur positiven Seite, das Internet hat mich einer Menge toller Menschen nahe gebracht, mit denen ich mich gerne vernetze. Es macht es auch einfacher.

Warum glaubt ihr, dass es wichtig ist, über Probleme bezüglich Intimität oder Belästigung von Frauen zu reden, statt einfach darüber zu schweigen?

Theresa: Ich denke, es ist wichtig, über Sexualität zu sprechen und Intimität allgemein, und nicht nur über den positiven Effekt davon. Man muss alles betrachten, nicht jede sexuelle Erfahrung wird großartig sein, es werden sicherlich gute und schlechte Dinge zugleich passieren. Wenn man in einem umfassenden Rahmen darüber sprechen möchte, muss man auch über die schlechten Dinge sprechen, die passieren.

Sophia: Es geht auch um die Motivation von Frauen, beispielsweise, was wir heute Abend machen. Ich möchte den Frauen eine Stimme geben, die nicht die Möglichkeit haben, ihre Geschichten zu erzählen. Darüber zu sprechen wie diese Probleme wahrgenommen werden ist einer der ersten Schritte etwas in der Gesellschaft daran zu verändern.

Theresa: Veränderung ist definitiv möglich. Wir haben gesehen, wie die “Meetoo-Bewegung” langsam begann und seitdem nicht aufzuhalten ist, wie eine Welle. Wir können die kleinen Veränderungen sehen, wie Menschen die Dinge anders betrachten, z. B. fragen “Ist der Status quo immer noch cool?”, “und warum ist es so?” Das bedeutet für mich Feminismus, den Ist-Zustand in Frage stellen, das ist wirklich großartig.

Welche Lösungen glaubt ihr, könnt ihr heute in eurem Vortrag bieten?

Theresa: Die Scham beseitigen. Häufig ist das Sprechen über sexuelle Belästigung und Vergewaltigung mit Scham verbunden. Und wie Opfern immer noch die Schuld gegeben wird, einfach, indem wir darüber reden, das sichtbar zu machen, ist ein wirklich guter Anfang und wird hoffentlich dafür sorgen, dass sich Frauen nicht mehr schämen.