2018-04-04

#rp-18 Speakerin Morehshin Allahyari - "The Politics of Plastic & Iconography"

Morehshin Allahyari

Unsere nächste #rp18-Speakerin Morehshin Allahyari lebt als Autorin und Pädagogin in New York City. Allahyari wuchs im Iran auf, wo sie Medien- und Sozialwissenschaften an der Universität Teheran studierte. 2007 zog sie in die USA, um ihren Master zu absolvieren - und frei von Zensur zu arbeiten (damals hätte man sich die konservative Revolution unter Trump noch nicht träumen lassen).

In ihren Arbeiten, die aktuelle politische, soziokulturelle und geschlechtsspezifische Normen hinterfragen, setzt sie mit Hilfe von 3D-Druckern und Web-Art digitale Techniken kreativ ein. Sie nutzt und reflektiert Technologien und endliche Ressourcen. Mit dieser Plastik- und Kulturen-Aneignung ist sie mittendrin in unserem POP-Thema.

Auf der re:publica wird Allahyari im Rahmen des Topics "We can work it out” darüber sprechen, wie Kunst dazu beitragen kann, wie die Neukonfiguration der Beziehung zwischen Sichtbarkeit und Planung durch den Blickwinkel von Monstrosität und "den anderen" zur Zukunft beitragen kann. Bekannt wurde Allayihari mit ihren Projekten Material Speculation: ISIS (2016), 3D-gedruckten skulpturalen Rekonstruktionen von Artefakten, die von ISIS zerstört wurden (sicher auch in Erinnerung an den ermordeten syrischen Aktivisten Bassel Khartabil) und dem “3D Additivist Manifest” und “3D Additivist Cookbook”.

Das “Kochbuch” haben Morehshin Allahyari und ihr Künstlerkollege Daniel Rourke in Anlehnung an William Powells “Anarchist Cookbook” von 1969 geschaffen: Es enthält Texte, (un)praktische Entwürfe und Methoden für das Leben in paradoxen Zeiten. Es soll dazu anregen, das “Evangelium” des 3D-Drucks (ob in Zahnlabors, der Lebensmittelbranche oder im Mode-Design) zu hinterfragen: Wie bei vielen Innovationen wurde der techno-utopische Ausblick bald mit Warnungen vor Copyright-Hürden, hohem Energieverbrauch, schädlichen Luftemissionen und der Erkenntnis verleidet, dass die angebliche Zukunfts-Technologie immer noch auf der Gewinnung und Verarbeitung von Mineralien und Rohöl beruht. Allayiharis Projekt #additivism beschwört Albträume von giftigen Maschinen herauf, die Waffen, Drogen, gefälschtes Bargeld und bedeutungslosen Abfall ad libitum ausstoßen. Und legt nahe, dass kleine, kumulative Maßnahmen das Potenzial haben, größere und komplexere Realitäten zu schaffen.

Auf der positiven Seite ist zu nennen, dass raumgebende Druckverfahren zur “Wiederauferstehung” genutzt werden können - echte Magie: Wenn kriegerische Parteien wie der ISIS oder amerikanische Truppen in Syrien Objekte wie z.B Statuen oder Museumsschätze zerstören, ist mit ihnen oft auch jede Erinnerung daran verschwunden. Es bleiben, wenn überhaupt, nur 2D-Abbildungen übrig. Ein Modulationsprogramm und Harzmasse können die Monumente zumindest als Mahnmal wieder zurückbringen.

Derzeit entwickelt More mit “She who sees the unknown” eine neue Werkreihe zu digitalem Kolonialismus und Re-Figuration als feministische und aktivistische Praxis, in der die Künstlerin mit 3D-Scanner und 3D-Drucker arbeitet. Anhand von weiblichen Gottheiten, Monstern und Djinns aus dem Nahen Osten untersucht sie die symbolischen Bedeutungen hinter Traditionen und Mythen und spekuliert über die Effekte des Kolonialismus sowie andere Formen zeitgenössischer Unterdrückung. Sie wurde hierfür kürzlich mit der Rhizome-Kommission beauftragt.

Für ihr Projekt “Dark Matter” hat Morehshin Gegenstände der Pop-Kultur mit dem 3D-Drucker nachgebaut, die im Iran verboten oder nicht gern gesehen sind: Satellitenschüsseln, Dildos, Simpson-Figuren.

Wir freuen uns sehr darauf von Morehshin Allayihari bei ihrer Keynote "On Monstrosity and Visibility" zu erfahren, warum das Material aus dem unsere Zukunftsträume sind, am Ende vielleicht nicht einmal auf dem Wertstoffhof landet.

Mehr Informationen über Ausstellungen, Workshops und bisherige Talks hier.

Twitter:
@morehshin 
@additivism
 
Website
Persönliche Website: www.morehshin.com
Additivism Cookbook: www.additivism.org/cookbook
Wikipedia: www.wikipedia.org/wiki/Morehshin_Allahyari

 

Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft

 

Das Wissenschaftsjahr 2018 widmet sich dem Thema Arbeitswelten der Zukunft. Durch die Digitalisierung, alternative Arbeitsmodelle und die Entwicklung künstlicher Intelligenz stehen Forschung und Zivilgesellschaft vor neuen Chancen und Herausforderungen: Wie werden die Menschen in Zukunft arbeiten? Wie machen sie sich fit dafür? Und welche Rolle spielen Wissenschaft und Forschung bei der Gestaltung eben dieser neuen Arbeitswelten? Das Wissenschaftsjahr 2018 zeigt, welchen Einfluss technische und soziale Innovationen auf die Arbeit von morgen haben – und wie diese nicht nur den Arbeitsalltag verändern, sondern auch neue Maßstäbe im gesellschaftspolitischen Dialog setzen. "Erleben. Erlernen. Gestalten." – unter diesem Motto werden Bürgerinnen und Bürger im Wissenschaftsjahr 2018 dazu aufgerufen mit zu machen, neue Fragen zu stellen und gemeinsam Lösungsansätze zu finden.

Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit und unterstützen den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft. 

Wissenschaftsjahr 2018 - BMBF