Den Elfenbeinturm der Forschung und Laborausstattung 'hacken': Ein Guide

Photo Credit: Lorenzo Cervantes
Vitória Tuzza und Lorenzo Cervantes für Shifted News
Von den vielen Vorteilen, welche die Technologie der modernen Gesellschaft gebracht hat, ist die Möglichkeit, Wissen zu teilen und Bildung zu verbessern, wohl einer der edelsten. Mehr noch: Technologie ist oftmals sogar effizienter, wenn es darum geht, Krankheiten zu heilen, Behandlungen zu verbessern oder Forschungsarbeiten durchzuführen. Der Kampf darum, die Zugänglichkeit zu hochpreisigen Technologien für Entwicklungsländer zu verbessern erfordert Hacking und das Teilen von Werkzeugen. Der Kameruner Thomas Hervé Mboa Nkoudou ist Doktorand der öffentlichen Kommunikation an der Université Laval (Kanada). Während des Panels 'Hacking the Ivory Tower: Towards Lab Equipment as a Common Good' diskutierte er gemeinsam mit Jenny Molloy, Tarek Omar, und Lucy Patterson zukünftige Möglichkeiten für geteiltes Wissen, Biohacking und Zugänglichkeit. Wir hatten die Chance, mit Thomas Hervé zu sprechen und ein wenig tiefer in das Thema einzutauchen.
Sie haben erwähnt, dass technisches Equipment als Forscher sehr teuer und schwer zugänglich ist. Wie würde die Kollaboration, für die Sie sich einsetzen, diesen Zustand verbessern?
Wir haben das Bild des Elfenbeinturms gewählt, weil eine Kollaboration zwischen unterschiedlichen Einheiten in unserem Fachgebiet praktisch unmöglich ist. Unsere Idee besteht darin, einen bilateralen Kommunikationskanal zu schaffen. Hierbei geht es nicht allein um unterschiedliche Länder, sondern auch um Menschen und Werkzeuge. Als afrikanischer Forscher ist es mir extrem wichtig, mich mit anderen Forschern austauschen zu können, um meine in Afrika durchgeführte Forschung mit ihnen teilen zu können und so anderen Regionen einen Einblick in diese zu ermöglichen. Der Vorteil hierbei ist: Wir haben das Internet, sodass wir ganz einfach zwischen Materiellem und Immateriellem wechseln können, wenn es um die Produktion von Content geht.
Was sind Ihrer Meinung nach die Haupthindernisse, mit denen sich ein Forscher in Schwellenländern konfrontiert sieht?
Diese Hindernisse entstehen auf zwei unterschiedlichen Ebenen: das akademische Feld zum einen bleibt traditionell und Innovation findet hier nur langsam statt. Hier fehlt die notwendige Unterstützung, weil die Entscheider unflexibel sind; eine Haltung, die tief in ihnen verankert ist. Das zweite Hindernis liegt begründet in einen Kampf auf ökonomischer Ebene: Die “offene” Bewegung (wozu unter anderem Hacking gehört) hat das Design und den 3D-Druck zugänglich gemacht, sodass wir günstigeres Equipment herstellen können. Was die dazugehörige Regulation betrifft bestehen jedoch nach wie vor Barrieren, die jene Bewegung blockieren. Verschiedene Biohacker erstellen Prototypen, die jedoch nicht bei Universitäten ankommen: in der Regel diskreditieren wir DIY-Equipment zugunsten von Equipment, das bereits auf dem Markt ist, und das ist es, was uns zurückhält.
Wo können wir also beginnen und wie “hacken” wir endlich den Elfenbeinturm?
Uns geht langsam die Puste aus in diesem harten Kampf: es gibt eine langfristige Strategie, bei der es darum geht, Bildung umzugestalten, was wiederum eine Menge Zeit beansprucht und außerdem für jedes Land unterschiedlich aussieht. Dann gibt es außerdem noch eine politische mittelfristige Zielsetzung. Politiker müssen realisieren, dass es einen Haufen Vorteile mit sich bringt, Open-Source-Bewegungen zu unterstützen. Wir müssen Personen, die sich in diese Richtung bewegen, unterstützen und ihnen zuhören. Die Konsequenz daraus könnte für uns bedeutend sein: der Besitz eines Raspberry PI Kits beispielsweise mag hier in Deutschland simpel sein. In Afrika aber werden die Kosten hierfür ein 8- oder 10-faches betragen. Deshalb müssen wir Regulationen fördern, die sinnvoll für die Bewegung sind, und wir müssen Hackern genug Raum geben, sich frei zu entfalten.